Geschichte

Vereinsgeschichte

1.  Darstellung der Eigentumsverhältnisse

Die Bürgerinitiative „KulturGut e.V. – Gemeinnützige Gesellschaft zum Erhalt historischer Objekte“ gründete sich am 12.11.2004 mit dem Ziel historische Objekte im Stadtteil Gerlachsheim zu sichern und zu sanieren sowie neuer Verwertung zuzuführen. KulturGut e.V. hat seinen Sitz in Lauda-Königshofen, Stadtteil Gerlachsheim, und ist im Vereinsregister beim Amtsgericht Mannheim (vormals Amtsgericht Tauberbischofsheim) eingetragen.

Die Gründungsmitglieder

KulturGut e.V. kaufte das seit 2002 zum Verkauf stehende Anwesen, Flurstück
Nr. 7, Würzburger Straße 40, Gemarkung Gerlachsheim. Mit dem Kaufvertrag vom 15.2.2005 wurde KulturGut e.V. Eigentümer dieses Anwesens, das die Mitglieder des Vereins unter der Bezeichnung „ehemaliges Weinhandelshaus der Weinhändlerdynastie Buchler“ in ihre Obhut genommen haben. (Im weiteren Text mit „Buchleranwesen“ bezeichnet.)

Der Kauf dieses Anwesens wurde durch die Spenden der Familien Buchler sowie durch die Darlehensgabe einiger Mitglieder des Vereins ermöglicht. In der vom Verein jährlich zur Mitgliederversammlung aktualisierten Aufstellung des Vermögens sind alle Darlehensgeber dokumentiert.

Die Größe des Buchleranwesens und dessen desolater Zustand erforderten die Konzentration aller Kräfte, so dass sich der Verein auf dieses Objekt beschränkten musste.

2. Mitglieder

KulturGut e.V. hat 19 Mitglieder und 4 Fördermitglieder (Stand 4.6.2025). Zu den Mitgliedern gehören auch direkte Nachfahren der Weinhändlerdynastie Buchler.

Das ehemalige Weinhandelshaus der Weinhändlerdynastie Buchler

1.  Entstehungsgeschichte

Das Weinhandelshaus wurde 1729 von dem Gerlachsheimer Weinhändler
Johann Peter Buchler (1680-1747) für seinen ältesten Sohn Johann Michael Buchler (1707-1768) erbaut. Johann Michael Buchler wuchs mit seinen Geschwistern im Weinhandelspalais seines Vaters in Gerlachsheim auf. Der repräsentative Charakter dieses Palais ist heute noch zu erkennen. Mit seinem zweiflügeligen Bau, der großen Toreinfahrt und den symmetrisch angeordneten Fenstern ist es eines der barocken Schmuckstücke in Gerlachsheim. 1857 ging dieses Palais in den Besitz der Familie Günther über und wurde bis 2015 als Weingut geführt.

Die beiden Weinhandelshäuser zeugen vom damals prosperierenden Weinhandel und dem damaligen Reichtum der Weinhändler. Johann Peter Buchler hatte schon mit seinem Vater die Grundlagen für diesen erfolgreichen Weinhandel gelegt. Gemeinsam mit seinem Bruder Johann Martin Buchler (1695-1753) gründete er die Buchlersche Weinhandelskompagnie, mit der sie ihren Weinhandel durch geschickte Handels- und Familienpolitik auf die Märkte Frankfurt, Augsburg und Amsterdam ausdehnten. Der junge Besitzer des für ihn neu gebauten Weinhandelshauses, Johann Michael Buchler, führte die Geschäfte der Weinhändlerdynastie weiter.

Auch dieses fast Palais-artige Weinhandelshaus unterstreicht den Rang und die Stellung, die der Weinhändler Buchler hatte. Von größter Bedeutung ist die Tatsache, dass die gesamte Innenraumstruktur mit ihren Stuckdecken erhalten ist und so davon berichtet, wie herrschaftlich der Weinhändler mit seiner Familie einst lebte. Gerade diese noch bestehende Innenraumgliederung macht heute den zusätzlichen Wert dieses Gebäudes aus, weil solche historischen Innenraumsituationen kaum noch erhalten sind.

Zur weiteren Geschichte der Weinhändlerfamilie siehe die Dokumentation von Walther Buchler (Hg.), Dreihundert Jahre Buchler, München 1958, sowie die aktualisierte Zusammenfassung von Dr. Andrea Decker-Heuer, Die Buchlerfamilie in Gerlachsheim, 2009. Die Forschungsarbeit von Dr. Christian Naser „Das vergessene Schloss“ 2013 dokumentiert die Zusammenarbeit der mainfränkischen mit den tauberfränkischen Weinhändlern und der noch bestehenden Weinhandelshäuser aus dem 17. und 18. Jhd.

2. Rettung des barocken Buchleranwesens

KulturGut e.V. hat das gesamte Anwesen, bestehend aus dem ehemaligen Weinhandelshaus, der Scheune und dem sogenannten Kellerhaus, vor dem endgültigen Zerfall bewahrt und damit ein wichtiges regionales historisches Kulturgut gerettet.

Der Verein befreite die Gebäude von Müll und Unrat, setzte Türen, Wände, Decken und Böden frei und schaffte somit für Restaurator Michael Helget den geeigneten Freiraum, um dieses barocke Kleinod in einem Raumbuch dokumentieren zu können. Somit ist dem Verein bereits gelungen

Plakat des Landesdenkmalamtes zum Tag des offenen Denkmals 2006 (Text: Dr. Judith Breuer)
  • die Bestandssicherung der Gebäude und
  • die Dokumentation des barocken Haupthauses als hochwertig kategorisiertes, denkmalgeschütztes Weinhandelshaus.

2007 erhielt KulturGut einen Zuschuss der Stadt Lauda-Königshofen in Höhe von 10.000 €. Mit diesem Zuschuss und Spendengeldern konnte unter enormer Eigenleistung das Kellerhaus in Absprache mit dem Landesdenkmalamt neu wiederaufgebaut werden. Der Erhalt des historisch bedeutsamen Gewölbekellers wurde dadurch für die Zukunft sichergestellt.

2011 wurde die sehr marode Scheune weitgehend abgetragen und wieder aufgebaut. Den großen Weinhandelskeller überfängt zur Sicherung eine Betondecke.
Durch den Einbau einer Brettstapeldecke entstand unter dem Dach ein großer Raum, der für allerlei Veranstaltungen genutzt werden kann. Drei Gauben sorgen für Luft und Licht.
Im unteren Bereich wurde die Toilettenanlage eingebaut und befinden sich ein Aufenthaltsraum mit Treppenverbindung nach oben und die Küche, die später einmal durch einen Steg mit dem Haupthaus verbunden werden soll.

Ein großes und schwieriges Projekt waren 2016/17 die aufwändige und umfangreiche Restaurierung der Nordfassade und der Einbau original nachgearbeiteter Fenster.

Ein weiterer großer Schritt war der Einbau neuer Fenster im gesamten Scheunenbereich und die Belegung des Hofs mit altem Kopfsteinpflaster.

Bisher wurden (ehrenamtlich) über 10.000 Arbeitsstunden geleistet.
KulturGut e.V. beabsichtigt, das gesamte Anwesen in nachhaltiger Weise wiederherzustellen und zu nutzen.


Die Buchlerfamilie in Gerlachsheim

Die Buchlerfamilie in Gerlachsheim

Dr. Andrea Decker-Heuer hat extra für uns ihren Fachbeitrag aus dem Heimatbuch von Gerlachsheim überarbeitet und zum Download freigegeben.