Fertigstellung der Nordfassade und Widerstand – Rückblick auf das Jahr 2018

Liebe Mitglieder und Freunde von KulturGut e.V.,
liebe Förderer unseres Buchlerhauses,

lang lang ist es her, dass Sie einen KulturGut-Newsletter auf Ihrem Bildschirm hatten. Öfters wollte er geschrieben sein. Anlässe gab es einige, aber immer war keine Gelegenheit dazu. Zwei Hinderungsgründe möchte ich nennen: Zum einen war (und ist) es die neue Datenschutzverordnung, die so manches aufgewirbelt und in Frage gestellt hat. Zum anderen sind wir sehr in Anspruch genommen von einer Angelegenheit, die auch unser Buchlerhaus betrifft. Mit dieser Angelegenheit möchte ich gleich beginnen:

Abfallaufbereitungsanlage gefährdet unser Buchlerhaus

Transparent an beiden Ortseinfahrten nach Gerlachsheim

2016 genehmigte der Gemeinderat der Stadt Lauda-Königshofen die „3. Änderung des Bebauungsplans ‚Pfützenäcker‘“. Es geht um das direkt hinter Gerlachsheim gelegene Gewerbegebiet, in dem die dort schon ansässige Firma Konrad Bau eine sog. „Bodenverbesserungsanlage“ errichten will. Auf einer Informationsveranstaltung der Baufirma zusammen mit der Stadtverwaltung wurde diese sog. „Bodenverbesserungsanlage“ sehr werberisch vorgestellt. Die dabei genannten Eckdaten: 50.000 Tonnen Gesamtkapazität, davon 10.000 Tonnen Grobteile, die an maximal 10 Tagen von einem mobilen Brecher zerkleinert würden. Die vielen Fragen aus der Bevölkerung zeigten große Skepsis und sie wurden nicht wirklich zufriedenstellend beantwortet.

Uns war klar: Wenn pro Jahr 50.000 Tonnen Boden-Material durchs Dorf gekarrt würden, durch die sehr enge Straße, das würden weder die Menschen noch die Gebäude aushalten, vor allem nicht die barocken Baudenkmäler. Wir legten gegen die Bebauungsplanänderung bei der Stadt Widerspruch ein, sowohl privat als auch im Namen von KulturGut e.V. Und wir animierten die Anwohner der Würzburger Straße, dasselbe zu tun. Ergebnis: Es gab so viele Widersprüche wie noch nie bei einem Bauprojekt in Lauda-Königshofen. Stadt und Gemeinderat nahmen unsere Belange nicht wirklich ernst, sodass auf der entscheidenden Gemeinderatssitzung die Bebauungsplanänderung mit nur einer Gegenstimme verabschiedet wurde.

Für die Genehmigung des Bauantrags der Firma brauchte es ein sog. BImSch-Verfahren, wofür das Landratsamt in Tauberbischofsheim zuständig war. Dieses erteilte im Juni 2018 die immissionschutzrechtliche Genehmigung für eine Abfallaufbereitungsanlage mit Jahresgesamtkapazität von 155.000 Tonnen. Diese mehr als Verdreifachung der zu verarbeitenden Menge wurde hinterrücks vereinbart und von Stadtverwaltung und Bürgermeisters akzeptiert. Der Gemeinderat war nicht informiert worden und war völlig überrascht.
Wir Gerlachsheimer Bürger fühlten uns in unserem bisherigen Widerstand bestätigt und forcierten unsere Aktivitäten. Es wurde erneut Widerspruch eingelegt, diesmal beim Landratsamt. Auch für KulturGut habe ich der immissionsschutzrechtlichen Genehmigung widersprochen. Die Widersprüche liegen nun (gebührenpflichtig) beim Regierungspräsidium in Stuttgart.
Außerdem haben einige Gerlachsheimer Bürger eine Petition an den Landtag geschrieben und beim Verwaltungsgerichtshof in Mannheim eine Normenkontrollklage gegen die Bebauungsplanänderung eingereicht. Wir haben Bürgerversammlungen abgehalten, eine Demonstration mit Kundgebung auf dem Rathausplatz in Lauda organisiert (350 Teilnehmer und großes Medienecho) und viele Leserbriefe geschrieben.
Inzwischen ist zur Suche nach einem alternativen Standort ein Runder Tisch eingerichtet worden, der bis April 2019 Ergebnisse bringen soll.

Wir hoffen inständig, dass wir die Anlage am geplanten Ort werden verhindern können, denn sonst sehen wir schwarz für unser Buchlerhaus und für Gerlachsheim.

Fassadenprojekt ist abgeschlossen

Doch es gibt auch Positives zu berichten. Nachdem noch einige Nacharbeiten zu Ende gebracht werden konnten und vor allem auch die neuen Fenster eingebaut sind, ist die Restaurierung der Nordfassade nun abgeschlossen.

Die neue Nordfassade
Die neue Nordfssade (Detail)

Hier der Sachbericht, den ich für das Landesamt für Denkmalpflege angefertigt habe:

Bei der Abnahme der restaurierten Nordfassade des Buchlerhauses wurden die neuen Holzfenster noch ausgespart. Am 20.9.2018 endlich konnte das durch Herrn Bodo Hirsch (Landesamt für Denkmalpflege) und Frau Susanne Hopf (Landratsamt Main-Tauber) nachgeholt werden, nachdem die Firma Michel aus Großrinderfeld die letzten Einbauarbeiten durchgeführt hatte und auch die Abschlussrechnung vorlag.Mit Datum vom 20.7.2017 hatten wir beim Landesamt für Denkmalpflege das Ersetzen der Fenster im Rahmen der Sanierung der Nordfassade beantragt.
Aus zwei vorliegenden Angeboten wählten wir das günstigere aus und erteilten der Firma Franz Michel, Großrinderfeld, am 10.8.2017 den Auftrag mit der Auflage, den Einbau noch im selben Jahr zu tätigen. Auf das ursprünglich von Dr. Carsten Preßler geforderte Musterfenster wurde von ihm zugunsten einer Zwischenberichterstattung mit Bildern vom Produktionsprozess verzichtet.

Eines der neuen Fenster von innen

Die Farbgestaltung der Fenster (grünspanfarben) beruht auf einer Untersuchung von Restfarben unter den Beschlägen des Originalfensters in der Durchfahrt, links des Hauseinganges, die vom mikroanalytischen Labor, Prof. Jäger in Bornheim durchgeführt wurde (Bescheid vom 28.4.2017).
Kirchenmalermeister Markus Schmidgall, Bad Mergentheim, mischte die Farbe in Absprache mit Herrn Dr. Preßler.
Um die Originalität der neuen Fenster zu gewährleisten, ließen wir die Originalbeschläge nachproduzieren (Fa. Hummel, Legau).
Produktion und Einbau der Fenster verzögerten sich mehrfach wegen arbeits- und personaltechnischer Probleme der Fensterbaufirma.

Die Maßnahme ist nun zur vollen Zufriedenheit des Landesamtes für Denkmalpflege, des Bauamtes im Landratsamt Main-Tauber und des Bauträgers beendet.

Wir danken dem Landesamt für Denkmalpflege und der Denkmalstiftung Baden-Württemberg für die außerordentliche und großzügige Förderung.

„Tag des offenen Denkmals 2018“

Auch am diesjährigen „Tag des offenen Denkmals“ haben wir wieder teilgenommen. Führungen durch die Gebäude, Kaffee und Kuchen und nicht zuletzt ein kleiner Flohmarkt lockten wieder viele Menschen an.

„raUMgeben4

Rund um den Denkmalstag präsentierte unsere inzwischen 4. Kunstausstellung „raUMgeben4“ Bilder und Skulpturen von 4 Künstlerinnen und einem Künstler. Besonders die feierliche Vernissage war wieder für viele Menschen ein Erlebnis.

Tenne verputzt

Im Herbst haben wir damit begonnen, die Gefache der die Tenne einfassenden Mauern zu verputzen und die Balken zu ölen. Die Arbeit wurde durch die einbrechende Kälte unterbrochen, ist aber fast vollendet.

Buchlertag am 9.6.2018

Das war ein ganz besonderes Ereignis: Frau Regine Buchler kam nach Gerlachsheim mit ihren Kindern und deren Familien, zusammen mit Frau Dr. Solf und Lorenz Buchler, ebenfalls mit Familie. Nach einer gemeinsamen Kutschfahrt durch die Reben des Herrenbergs, mit einem gemütlichen Imbiss in den Weinbergen, gab es eine Führung durch das barocke Gerlachsheim mit anschließendem Besuch im Weingut Günther. Insbesondere die auf die Buchlerfamilie zurückgehenden Denkmale und Gebäude wurden besichtigt. In der Barockkirche hatten die jüngeren Teilnehmer bei einer Kirchenralley allerhand Aufgaben zu lösen. Im großen Saal des Buchlerhauses war bei Kaffee und Kuchen Gelegenheit zu weiterer Begegnung im Gespräch.

Die ganze Gesellschaft im Hof des ehem. Weingutes Günther / Buchlerpalais
Gruppenbild mit dem Erbauer des Buchlerhauses, Johann Michael Buchler

Regine Buchler machte dem Verein ein ganz besonderes Geschenk: Im Auftrag ihres verstorbenen Mannes Thomas Buchler überreichte sie KulturGut das historische Bildnis des Michael Buchler, des ersten Besitzers dieses Hauses. „Er“ wird also, sobald die bauliche Situation es zulässt, in sein ursprüngliches Haus heimkehren. Wir freuen uns sehr über diese wunderbare Geste und diese großzügige Schenkung. Mit ihrem Besuch haben die Nachkommen der Weinhandelsdynastie Buchler erneut ihre enge Verbundenheit mit ihrem Ursprungsort gezeigt.

Sponsoren und Spenden

Zum obigen Sachbericht zur Installation der Fenster will ich an dieser Stelle noch hinzufügen: Ohne die Spenden der Familie Buchler und weiterer freundlicher Menschen wären die neuen Fenster nicht möglich gewesen.
Eine gute Spende haben wir auch wieder von anonymen Wohltätern über die Bürgerstiftung von Lauda-Königshofen erhalten. Sie ist zweckgebunden für die anstehende Restaurierung der Westfassade zu verwenden. Dafür brauchen wir natürlich weiteres Geld, damit wir hoffentlich im kommenden Jahr den Antrag beim Landesamt für die Denkmalpflege stellen können.
Wir danken allen Spenderinnen und Spendern sehr herzlich.

Dank an alle, die in irgendeiner Weise zum Erhalt unseres Buchlerhauses beigetragen haben. Ohne Euch und Sie alle ist dieses Mammut-Projekt in keiner Weise zu bewältigen.

Wir wünschen Euch / Ihnen allen noch eine schöne Weihnachtszeit und Gesundheit, Zufriedenheit, Gelassenheit und Erfolg im Neuen Jahr 2019.
Und bleiben Sie KulturGut e.V. und dem Buchlerhaus-Projekt treu!

Josef Seubert für KulturGut e.V.

Buchlerhaus im Mondschein