Johann Michael Buchler wieder daheim

Portrait in Öl an KulturGut e.V. übergeben

Das über 260 Jahre alte imposante Ölgemälde mit dem Portrait Johann Michael Buchlers (eine genaue Datierung ist leider nicht möglich) hing wohl ein paar Jahrzehnte in seinem 1729 erbauten Haus in Gerlachsheim, dem heute sogenannten Buchlerhaus in der Würzburger Straße 40.

Übergabe des Öl-Portraits an KulturGut e.V.  Links auf dem Bild Regine Buchler, rechts Josef Seubert (Vorsitzender von KulturGut)
Bild: Ulrike Laubenheimer

Mehr als zweihundert Jahre befand sich das Gemälde außerhalb Gerlachsheims im Besitz der Familie Buchler, zuletzt in Braunschweig, wo es das Büro von Thomas Buchler schmückte, direkter Nachkomme Michael Buchlers und Chef der familieneigenen Chininfabrik.
Nun hat Regine Buchler, seine Witwe, dem Vorfahren der Familie zur Heimkehr nach Gerlachsheim verholfen. Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Vereins KulturGut, der sich seit fast 20 Jahren der Restaurierung des Buchleranwesens widmet, übergab Regine Buchler das alte Bild in den Besitz des Vereins. Es wurde vereinbart, dass es unabhängig vom zukünftigen Verwendungszweck des Buchlerhauses für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben soll.
Regine Buchler ist, wie noch sechs weitere Mitglieder der Buchlerfamilie, Mitglied bei KulturGut e.V.  Es ist immer wieder erstaunlich, dass diese Familie auch nach 200 Jahren noch zu ihren Wurzeln steht, was sich nicht zuletzt auch in der großzügigen finanziellen Unterstützung beim Ankauf und der Restaurierung des Buchlerhauses zeigt.

Johann Michael Buchler war der älteste Sohn von Johann Peter Buchler, dem Patriarchen der bekannten und reichen Gerlachsheimer Weinhändler-Familie. Stammhaus war das Buchlerpalais (ehemaliges Weingut Günther), nur wenige Meter entfernt vom heutigen Buchlerhaus, ebenfalls in der Würzburger Straße.
Das von seinem Vater für ihn errichtete Haus erfreut sich hochwertigster und aufwändigster Ausstattung, von der vieles noch im Original erhalten ist. Die Bandelwerk- Stuckdecken, besonders im großen Repräsentationsraum im Obergeschoss, die profilierten geohrten Fenster- und Türeinfassungen, die wertvollen verzinnten Türbeschläge, das Tafelparkett, der riesige Gewölbekeller, das alles zeugt vom Reichtum und Kunstsinn der Buchlers.

Johann Michael Buchler wurde 1707 geboren (auf dem Gemälde ist das Geburtsjahr vermerkt) und lebte bis 1768. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Martin betrieb er sehr erfolgreich das von seinem Vater aufgebaute Weinhandelsgeschäft. Als das Kloster, das die Bewohner Gerlachsheims in Leibeigenschaft hielt und besteuerte, die Steuerpflicht auch auf sämtliche Handelsgewinne ausdehnen will, lässt Michael Buchler sich das nicht gefallen. Er schart die Bürger hinter sich, übernimmt die Gerichtskosten und beginnt, bevollmächtigt von der Gemeinde, einen Prozess gegen das mächtige Kloster. Der Prozess wird als „Monsterprozess“ schließlich am Reichskammergericht zu Wetzlar geführt, dauert neun Jahre und endet mit einem Sieg der Gemeinde und Michael Buchlers an ihrer Spitze. Das Kloster hatte im Verlauf der gerichtlichen Auseinandersetzung mit allen Tricks versucht, die Sache zu drehen und Michael Buchler schwer verunglimpft: „Unruhiger Querulant, stürmisch, unbescheidener und wilder Kopf, widerspenstig und ungehorsam, mache er gegen die Gewohnheit der an einen stillen und ruhigen Wandel gewohnten und von Gott gesegneten Weinhändler aus Prozessführen ein eigenes Geschäft.“ (Auszug aus den Gerichtsakten). Der Prozess führt zu einem bleibenden Zerwürfnis. Zum Nachteil beider Parteien kauft die Buchlersche Weinhandlung bis zum Tod Michael Buchlers keinen Klosterwein mehr auf.

Der heimgekehrte Johann Michael Buchler findet sein ehemaliges Anwesen in einem Zustand vor, der noch großen Einsatz und einiges an Kosten erfordert. Das Buchlerhaus ist es allerdings unbedingt wert. Ob der kleine KulturGut e.V., dessen Mitglieder bereits über 10.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden investiert haben, die Restaurierung zuende wird führen können, ist derzeit eher ungewiss. Es wäre zu wünschen, dass weitere interessierte, vor allem auch jüngere Menschen sich an der Restaurierung beteiligen.
Die Vereinsmitglieder wünschen sich, dass die Gemeinde mit einsteigt. Und sie können sich vorstellen, dass aus dem Buchlerhaus zum Beispiel ein Dorfgemeinschaftshaus wird, das allen Bürgern für vielfältigste Aktivitäten offensteht. Auch Michael Buchler würde sich gewiss sehr darüber freuen.