„Erinnern ist Zukunft“ – Festwochenende 20 Jahre KulturGut e.V. vom 30.5. – 1.6.2025

Das 20-jährige Jubiläum des Vereins KulturGut e.V. in Gerlachsheim war Anlass für ein dreitägiges „Fest“: An einem Abend die Würdigung der Sponsoren, bei einer folgenden Abendveranstaltung mit Vortrag von Dr. Christian Naser (Zell), einem ausgewiesenen Experten mit vielen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Thema Weinhändler und Weinhandelshäuser in Main- und Tauberfranken im 18. Jahrhundert, die Einladung an die Besitzer eines dieser barocken Häuser.

Live-Musik mit Klaus Thomas

Am Sonntag waren dann alle Interessierten zu einem „Tag der Offenen Tür“ mit Kaffee und Kuchen, Live-Musik (Klaus Thomas) und einem Kinder-Workshop eingeladen.

Wegweiser im Haupthaus

In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins konnte Josef Seubert den Bürgermeister der Stadt Lauda-Königshofen, Dr. Lukas Braun, begrüßen, dessen großes Interesse am Buchlerhaus er hervorhob. Dr. Braun bedankte sich beim Verein für den umfangreichen Einsatz bei der Rettung des Buchlerhauses. Den festlichen Charakter des Abends mit den Sponsoren unterstrich auch die wunderbare Barockmusik, vorgetragen von Stefanie Helmer, der Leiterin der „Schule für Musik und Tanz im Mittleren Taubertal“, und ihrem Kollegen Franz Beckert.

Live-Musik von Lehrkräften der Schule für Musik und Tanz im mittleren Taubertal

Neben den Vereinsmitgliedern waren Sponsoren aus Gerlachsheim der Einladung gefolgt, wie auch einige von weither angereiste Nachkommen der Buchlerfamilie, die von Anfang an bis heute die Restaurierung des Buchlerhauses fördern. Zwei junge Nachfahren der Buchlerfamilie enthüllten feierlich die neu erstellte Sponsorentafel.
Michael Helget, Restaurator und sichtlich begnadeter Schauspieler im barocken Gewand, mit Perücke und Dreispitz, überbrachte die „himmlische“ Botschaft Johann Michael Buchlers (1707–1768), dessen Vater Johann Peter Buchler 1729 das „stattliche Haus“ für ihn hatte erbauen lassen. Er sei sehr erfreut, dass sein geliebtes Haus vor dem weiteren Verfall bewahrt worden sei, durch Menschen mit großem Idealismus und Tatkraft und durch seine Nachkommen, die sich der Familientradition gemäß als besonders spendabel erwiesen hätten. Mit Ralph Rehfeld aus Tübingen von DenkMalRegenerativ wurde dann auch ein Blick in die Zukunft des Buchlerhauses geworfen, auf mögliche Nutzungen des Hauses und die damit verbundene weitere Restaurierung des erhaltenswerten Denkmals.

Auftritt Johann Michael Buchler (1707 – 1768) – alias Michael Helget

Am nächsten Abend erweiterte Dr. Christian Naser in seinem Vortrag den Horizont geographisch. Er sprach von den zahlreichen Weinhandelsfamilien in Main- und Tauberfranken, deren verwandtschaftliche Verbindungen – man könne hier schon fast von dynastischer Heiratspolitik sprechen – und die Verlegung vieler Handelstätigkeiten seit Anfang des 18. Jahrhunderts nach Frankfurt am Main, die diese Stadt zum wichtigsten deutschen Handelsort für Wein machten. Der große geschäftliche Erfolg dieser Weinhändlerfamilien zeige sich in ihren Häusern. Auf ein Haus ging Dr. Naser exemplarisch ein: „Das spektakulärste Handelshaus, das von Balthasar Neumann in Zell erbaute Palais –

ein für den Weinhändler Andreas Wiesen 1744 errichtetes Gesamtkunstwerk aus Anlegestelle, figurengeschmücktem Terrassengarten mit Wasserspielen und schlossartigem Gebäude. Die vielgestaltigen Gewölbeformen des Kellers dienten für den Erbauer offensichtlich als Probelauf für die Unterkellerung der Fürstbischöflichen Residenz in Würzburg.
Vom Gebäudetypus her damit durchaus vergleichbar sind die noch vorhandenen anderen Weinhandelshäuser in Zell, aber auch die noch erhaltenen Häuser in Gerlachsheim, in Distelhausen, in Tauberbischofsheim, in Königheim und in Marktheidenfeld. Der Abend diente den Anwesenden zum Austausch von Erfahrungen bei der Restaurierung der Weinhandelshäuser und könnte ein Anfang sein für eine zukünftige Vernetzung.

Die zum 20.-jährigen Jubiläum von KulturGut erstellte Ausstellung und ebenso die Ausstellung zu den barocken Weinhandelshäusern in Main- und Tauberfranken können nach Terminabsprache (unter Tel. 09343/8571) im Buchlerhaus in Gerlachsheim (Würzburger Straße 40) in den nächsten Wochen weiterhin besichtigt werden.

Dr. Andrea Decker-Heuer