Ein Besuch im barocken Abendanz-Schloss in Distelhausen

Im 18. Jahrhundert blühte der Weinbau im Taubertal und brachte einige Familien zu großem Wohlstand. Die Buchler in Gerlachsheim, die Bögner in Tauberbischofsheim, die Frank in Königheim beherrschten zusammen mit ungefähr dreißig Familien, auch aus Main-Franken den lukrativen Weinhandel.
Seit einigen Jahren bemüht sich der Vorstand des gemeinnützigen Vereins KulturGut e.V., der die Restaurierung des Gerlachsheimer Buchlerhauses betreibt, um eine Vernetzung der barocken Weinhandelshäuser in der Region. In diesem Rahmen finden zusammen mit einigen weiteren Interessierten aus Gerlachsheim Besuche in den einzelnen Weinhandelshäusern statt.
Für eine intensive Vernetzung sorgten bereits die Weinhändlerfamilien selbst. Durch eine umfangreiche Heiratspolitik haben sie Einfluss und Reichtum gesichert.

In diesen Tagen galt der Besuch dem Abendanz-Schloss und seinem „Schlossherrn“ Manfred Giolda in Distelhausen.

Das Abendanz-Schloss in Distelhausen


Johann Simon Abendanz (1715-1796), in Weiterführung des Weinhandelsgeschäfts seines Vaters Thomas zu großem Reichtum gekommen, verheiratete sich mit Maria Rosina Buchler (1724-1793), der Tochter des Gerlachsheimer Weinhändlers Johann Peter Buchler (1680-1747) und Schwester Johann Michael Buchlers (1707-1768), des Besitzers des Buchlerhauses. Die Aufzeichnungen von Dr. Christian Naser („Das vergessene Schloss“) und von Anton Hammerich („Der Distelhäuser Weinhändler Johann Simon Abendanz“) belegen allein vier Heiraten zwischen den Familien Buchler und Abendanz.
Johann Simon Abendanz ließ das schlossähnliche Gebäude in Distelhausen als Herrenhof 1758 erbauen. Es handelte sich um eine dreiflügelige Anlage mit Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude. Nach einem Brand im Jahr 1955 wurde der Ostflügel abgerissen und nicht wieder aufgebaut. Noch vorhanden sind Wohnhaus und Westflügel. Beide sind vollständig unterkellert.
Die Gebäude haben über die Jahre und bedingt durch unterschiedliche Nutzung, zum Beispiel als Flüchtlingsunterkunft durch die Stadt Tauberbischofsheim, sehr gelitten.

Doch sind im Wohngebäude noch viele originale Elemente erhalten, wie die aufwändigen Rokoko-Stuckdecken, die geschnitzten Treppengeländer in einem der beiden Treppenhäuser, Türen und Beschläge und auch Fußböden aus der Zeit der Erbauung.

Der Kunstsachverständige Manfred Giolda hat sich getraut, dieses ehrwürdige Gebäude zu erwerben, mit dem festen Willen, es zu restaurieren und ihm eine gute Zukunft zu schenken. Er ist mit der Geschichte und Ausstattung des Hauses bestens vertraut und gab eine ausführliche und kompetente Führung durch sein „Schloss“.

Die derzeit noch bestehenden Schwierigkeiten mit den Denkmalbehörden sollten sich zugunsten aller Beteiligten und vor allem zugunsten dieses außergewöhnlichen geschichtsträchtigen Gebäudes lösen lassen.